château climens - cyprès de climens 2011

Wie geht Sauternes?

Edelsüße Weine verheißen Genuß voller Wonne und gelten manchen Weinliebhabern als edler Schatz, der an das Paradies auf Erden denken lässt. Ob eine Trockenbeerenauslese vom Riesling oder die französische Variante in Gestalt eines Sauternes.

Während anderswo die Vinifizierung edelsüßer Beeren die Ausnahme ist, hat man sich im Sauternes auf die Erzeugung von Wein aus edelfaulen Trauben spezialisiert und damit die Ausnahme zur Regel gemacht. Das ist  deshalb möglich, weil im Bordeauxgebiet in der Gegend um die Gemeinden Barsac, Sauternes, Bommes, Preignac und Fargues, am Zusammenfluss von Ciron und Garonne besondere klimatische Bedingungen herrschen. Die morgendlichen Nebel im Herbst im Herbst begünstigen das Wachstum von „Botrytis Cinerea“.

Der Pilz „Botrytis Cinerea“ ist es nämlich, der den edelsüßen Weinen mit seinem Wirken auf den Beeren ihren einzigartigen und wertvollen Charakter verleiht. Botrytis macht die Beerenschale durchlässig, d.h. die Beeren verlieren Wasser und ihr Inhalt wird konzentrierter. Dazu kommen noch segensreiche Wirkungen von Botrytis im Inneren der Beere, von denen Aroma und Geschmeidigkeit des Weins profitieren.

Tanz auf dem Vulkan

Tatsächlich sind die klimatischen Bedingungen nur eine Voraussetzung dafür, dass ein edelsüßer Wein entstehen kann. Besonders wichtig für einen gelungenen edelsüßen Wein ist die sorgfältige und geduldige Lese des Traubenguts oder – besser ausgedrückt – der Beeren. Denn es werden in der Regel nicht komplette Trauben vom Stock genommen. Der segensreiche Pilz befällt nämlich nicht alle Beeren einer Traube gleichzeitig. Und er entwickelt sich auch nicht auf allen Beeren einer Traube gleich schnell. Deshalb werden bei der Lese die einzelnen Beeren einer Traube in mühevoller Kleinarbeit begutachtet. Und wenn die Beeren den richtigen fortgeschrittenen Reifezustand erreicht haben, dann kommen sie ab und werden gekeltert. Die gesamte Lese vollzieht sich daher in vielen Durchgängen über mehrere Wochen.

Dabei gleicht das Ganze ein klein wenig einem Tanz auf dem Vulkan. Auf der einen Seite soll die Edelfäule möglichst weit fortgeschritten sein. Das verspricht einen besonders typischen und aromatischen Wein. Auf der anderen Seite kann zu zögerliche Lese der Beeren dazu führen, dass die unerwünschte Graufäule oder ungünstige Wetterbedingungen den ohnehin geringen Ertrag an brauchbaren Beeren weiter vermindern.

château climens - cyprès de climens 2005

Die Alterungsfähigkeit von Sauternes ist legendär. Nicht selten halten die Weine fünfzig Jahre und länger, um sich in dieser Zeit weiter zu entfalten. Wenn man also jetzt schon ein Geschenk für Volljährigkeit, die silberne oder goldenen Hochzeit sucht – ein Sauternes kommt dazu immer in Frage.

Berücksichtigt man die Risiken und Mühen für die Erzeugung von Sauternes und zieht auch die im Vergleich zu „normalem“ Weinen lächerlich geringen Erträge in Betracht, dann wird schnell klar, warum sich die Preise für Sauternes nicht mit denen für trockenen Weißwein vergleichen lassen.

Château Climens

Die traditionsreiche Geschichte von Château Climens in Barsac reicht zurück bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Weine haben den Ruf, jahraus und jahrein zu den besten Sauternes zu gehören. Château Climens wird von der Besitzerin Bérenice Lurton geleitet. Das Weingut praktiziert seit 2010 biodynamischen Anbau und war 2014 der erste „1er Cru Classé“ dessen biodynamischer Anbau zertifiziert wurde.